Mehr Shop-Aufträge in der Krise?

Meine Frage an diejenigen unter euch, die auch Online-Shops erstellen. Oder auch an die Macher von Isotope. Wie wirkt sich bei euch die Corona-Krise auf die Zahl entsprechender Aufträge aus? Aus meiner Sicht gibt es da mehrere gegenläufige Faktoren. Einerseits möchten derzeit viele, die ihr Ladengeschäft schliessen mussten, mit einem Onlineshop derzeit zumindest überhaupt noch etwas Umsatz machen und einen Teil der Lagerbestände vielleicht doch noch verkaufen. Insofern müssten eigentlich Onlineshops gerade wie Pilze aus dem Boden schiessen. Andererseits mag bei vielen das Geld für eine solche Investition gar nicht vorhanden sein, eventuell ergeben sich auch viele in ihr Schicksal und wollen nicht noch mehr des nur spärlich vorhandenen Geldes einsetzen und riskieren. Oder man setzt lieber auf einfache und schnelle Lösungen mit Shops wie z.B. Jimdo und versucht Agenturkosten zu vermeiden.

Mir kann es eigentlich egal sein, ich mache eh keine Shops und werde das jetzt auch nicht anfangen. Es interessiert mich einfach wie sich die Krise auf die unterschiedlichsten Dinge auswirkt. Kurzfristig und Längerfristig. Klar dürfte sein, dass wer jetzt einen Onlineshop aufmacht, ihn nach der Krise - wenn es das Unternehmen dann noch geben sollte - wohl auch nicht wieder schliessen wird. Viele, vor allem kleinere Betriebe, haben seither noch davor zurückgescheut. Jetzt kann es ein Baustein einer Überlebensstrategie sein.

Wir haben innerhalb der Corona-Krise auch zwei Anfragen bzgl. Shoperstellung von lokalen Unternehmen bekommen. Die Ernüchterung kam dann aber schnell auf, nachdem nachgefragt wurde, ob denn jenseits des Etats für die reine Shoperstellung auch ein Etat für die Vermarktung des Ganzen vorhanden ist. Was nützt dem Kunden ein riesiges Online-Geschäft in der sibirischen Tiga, aber niemand weiß von dessen Existenz (abgesehen evt. von den lokalen Kunden). Dies wird meistens vergessen. Zur Zeit sehen viele Kunden in ihrer Not einen Onlineshop als vermeintlichen Rettungsanker, der er aber meiner Meinung nach für den überwiegenden Teil nicht sein wird.

Klar könnten wir jetzt das Geschäft mitnehmen, aber das ist nicht mein Verständnis von Kundenberatung. Wenn der Kunde sich dessen bewusst ist und trotzdem Chancen sieht, gerne.

Dass ich mich überhaupt damit beschäftige liegt größtenteils an Berichten im Fernsehen über kleinere Unternehmen/Firmen, die jetzt nach der Schliessung ihres Ladens einen Online-Shop eröffnet haben. Ich sehe es eigentlich auch eher kritisch, außer man zielt wirklich überwiegend auf lokale Kunden, die man notfalls auch über Briefkastenwerbung oder Anzeigen in der Lokalzeitung informieren kann. Oder man hat eben das notwendige Budget. Aber dann hätte man wahrscheinlich nicht bis jetzt damit gewartet.

Ich konnte dieses Verhalten, hier bei uns in der Region auch stark beobachten und wir hatten dieses Thema in einer unserer 'Krisenbesprechungen' ebenfalls am Radar.
Zeitgleich hatte ein ortsansässiger IT-Betrieb mit einem Shopmodul, für Kleinbetriebe attraktive Angebote zur Erstellung und Befüllung solcher rausgelassen ... diese liegen im dreistelligen Euro-Bereich (aufgeteilt auf 12 Monate) und einer Befüllung von bis zu 150 Artikel. Hier hatten wir dann aber klar entschieden, dass wir uns hier keinem 'Konkurrenzkampf' hingeben hingeben können oder mögen. Soll er nur machen :D ... in diesem Preissegment schaffen wir das sowieso nie.

Es entstanden aber Österreichweit einige gute Plattformen, auf denen hunderte Webadressen gesammelt wurden, die Onlineshops haben und auch Hauszustellungen erledigen - gleiches entstand gerade noch dieser Woche in unserer Gemeinde: eine Ansammlung von Webadressen, deren Betreiber online Bestellungen entgegen nehmen und regional ausliefern. Und die Liste wächst stetig.

Anfragen für einen Webshop hatten wir bisher zwei - doch beide wurden schon im Telefonat im Keim erstickt, als einerseits die Abklärungen der rechtlichen Anforderungen für den Onlinevertrieb auf den Kunden "abgewälzt" (AGB's, Rückgaberecht, ...) und dann natürlich auch über die Preisgestaltung gesprochen wurde.

Ich denke, dass vielen, die sich gerade jetzt für einen Billig-Onlineshop und "Hauruck-Lösung" entscheiden, die Thematik ab Ende der Krise auf den Kopf fallen und der rechtlich korrekte Betrieb des Shops ein Thema darstellen wird. ... findige Anwälte werden schon heute Dosiers schreiben um nach der Krise nur noch durch's Internet zu pflügen um zu ernten ...

Wir hatten für Support Anfragen zumindest kurzfristig mehr zu tun. Ein Kunde wollte schnell Online Kurse online bringen, ein anderer hatte in seinem Webshop plötzlich viel mehr Kunden und damit sind Probleme aufgetaucht ;)

Ich würde das mal in drei Kategorien zusammenfassen, die alle hier aufgetaucht sind:

• Unternehmen, die bisher die Digitalisierung verschlafen haben, sich um keine Strategie jemals Gedanken gemacht haben und denen nun die Hütte brennt, weil der Laden zu ist. Auch in der Krise haben sie weder eine Strategie noch ein rudimentäres Verständnis digitaler Lieferketten. Ich hatte zwei Anfragen dieser Kategorie, und nachdem nach 15 Minuten klar war, dass ich nicht ihre Hausaufgaben der vergangenen 20 Jahre machen kann, werden da keine Projekte draus.
• Unternehmen, die sich seit einiger Zeit Gedanken gemacht haben und nun die Situation zum Anlass zur Umsetzung nehmen. Bei diesen Anfragen / Projekten mussten die Unternehmen jetzt lernen, dass wir zwar Roadmaps und Teilschritte (wie einen Webshop) umsetzen können, die Volldigitalisierung mit Warenwirtschaft, Kassensystemen, Finanzschnittstellen und Unterstützung der Supply-Chain nicht in 14 Tagen gemacht sind und sie da weitere Prozesse gehen müssen. Aber eigentlich sind das schöne, ganzheitliche Projekte, die auch nach der aktuellen Krise weiter tragen werden.
• Schliesslich habe ich im Rahmen eines ProBono-/Charity-Projektes eine kleinere Shopinfrastruktur für die Betriebe in meinem Stadtviertel aufgesetzt. Das war einfach, vor allem, weil sich nicht all zu viele bisher hier über sowas Gedanken gemacht haben und mir da relativ freie Hand in Aufbau, Gestaltung und technischer Umsetzung geblieben ist. Ich weiss nicht, ob das auf Sicht ein bleibendes Projekt wird, denn die Branchen sind heterogen (und damit auch die Bedürfnisse)

Ich denke, dass einige Leute jetzt doch mal aufgewacht sind was digitalen Wandel angeht. Ich denke, das wird bleiben.

Kann man sich deine ProBono-Seite mal anschauen? Bin da echt neugierig