Zukunftssicherheit von Contao

[Cranker]

Hallo zusammen,

ein Kunde hat mich gefragt, ob Contao auch weiterhin die richtige Wahl ist und wie es mit der Zukunftssicherheit von Contao aussieht.
Wird es Contao auch in 10 Jahren noch geben?
Wird es auch in Zukunft weiterentwickelt?

Was in 10 Jahren ist weiß natürlich keiner, aber ich würde dem Kunden gerne ein paar Fakten auflisten, die dafür sprechen das Contao weiterhin die richtige Wahl ist und das es auch in 10 Jahren hoffentlich noch existiert und relevant ist. Informationen dazu habe ich in dieser Art keine gefunden, also versuche ich selbst etwas zusammen zu tragen.

In der Keynote von Leo Feyer hat er selbst zumindest ein paar Statistiken drin, die zeigen das Contao aktuell nicht so schlecht dasteht:
https://leofeyer.github.io/konferenz-2018/#3

Der Umstieg auf Symfony war sicherlich auch ein Schritt der gemacht wurde um auch für die kommenden Versionen eine gute Basis zu haben.
Die gute Community spricht für mich auch dafür, ist für den Kunden aber eher nicht so relevant denke ich.

Hat irgendjemand (z.B. Agenturen?) schon mal so eine Anfrage gehabt und dazu schon Informationen zusammen getragen?
Bin für jeden Input dankbar - die Details können hier dann auch gesammelt werden, dann habe alle was davon.

Danke schonmal für eure Zeit & Beiträge
Thorsten

[spotbot2k]

Jedenfalls genießt Contao immer mehr Medienpräsenz - ist monatlich bei t3n, und gar im 1&1 CMS Vergleich von 2018 verträten.

TYPO3, Redaxo und mehr: Die wichtigsten CMS-Updates im Juni
CMS Vergleich 2018: Die beliebtesten Content Management Systeme

Bei normalen Usern ist es schwieriger - Wordpress kennt irgendwie jeder, und wie die Menschen so sind wollen die nichts neues lernen, da ist es halt schwierig.

[webstar]

Eine Zukunftsicherheit gibt es im Prinzip nirgends, auch - oder gerade bei - kommerziellen Systemen.

Für mich spricht für die Zukunftssicherheit von Contao, ist zum einem der Fakt, dass es Open-Source ist. Selbst wenn die Entwickler es einstellen würden, kann es weiter entwickelt werden.

Zum anderen haben sich in den letzten Jahren einige Sachen professionalisiert/verbessert:

• Entwickler-Team ist gewachsen
• Entwicklungsprozess ist professioneller (Pull Requests, Code Reviews, Unit Tests)
• Migration zu Symfony im Gange - perspektivische Ablösung des in die Jahre gekommenen überholten Frameworks
• Contao Association investiert (für ihre Verhältnisse) viel Geld in das Contao-Ökosystem
• Agenturen haben sich auf Contao spezialisiert und haben daher (finanzielles) Interesse an ein Weiterbestehen
• ...

[tab]

Was wäre denn dann deiner Meinung nach z.B. für den Kunden relevant?
Marktanteil? Leute, esst Sch****e, Millionen Fliegen können nicht irren!
Was wäre denn aus seiner Sicht die Alternative? TYPO3? Wordpress? Joomla? ...?

Ob Contao weiterhin die richtige Wahl ist, das musst du in erster Linie dich selbst fragen. Wenn es für dich weiterhin das Werkzeug deiner Wahl ist, dann wirst du Gründe dafür haben. Hast ja auch schon einige genannt. Und wenn du damit das erstellen kannst, was der Kunde haben will, dann ist doch eigentlich alles gut. Ich frage meinen Klempner auch nicht, ob seine Rohrzange weiterhin die richtige Wahl ist und ob es diese in 10 Jahren noch zu kaufen geben wird. Er wird hoffentlich wissen, warum er diese verwendet und nicht den Bestseller von Amazon. Wichtig für mich ist, dass er damit umgehen kann und seine Arbeit ordentlich macht.

Ok, ist zumindest aus Sicht der meisten Kunden bei einer Website etwas anders. Da herrscht oft die Idee vor, dass die in 10 Jahren durch einen simplen Knopfdruck auf die dann aktuellen Standards und Features gebracht werden kann, wenn man sie nur mit der richtigen Software erstellt. Also genauso einfach und kostenlos, wie man aus einem VW Käfer durch Knopfdruck einen Porsche Cayenne macht.

Die konkrete Frage des Kunden würde ich schlicht mit "ja" beantworten. Zumindest wenn ich selbst Contao für das geeignete Werkzeug für die Aufgabe halte. Und was in 10 Jahren tatsächlich ist, weiss keiner. Sagen wir mal so: Der Release-Plan steht schon mal für die nächsten 5 Jahre und Contao 5 ist zumindest in Planung. Es sieht also zumindest nicht danach aus, als ob die Entwickler ans Aufhören denken. Eher im Gegenteil, man tut ja einiges um zukunftssicher aufgestellt zu sein und die Weiterentwicklung zu erleichtern. Für die meisten Entwickler wird die Entwicklung auch kein Selbstzweck sein, sondern man entwickelt sein Werkzeug weiter, damit es noch besser funktioniert, noch flexibler wird und die täglich anfallenden Aufgaben besser, schneller und mit weniger Aufwand bewältigt.

Trotzdem gehe ich davon aus, dass möglicherweise irgendwann das Ende von Contao kommen wird. Alles hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei). Aber wann das sein wird, weiss wie gesagt wohl im Moment noch niemand. Und ob es zu dem Zeitpunkt dann TYPO3, Wordpress, Joomla, ... oder sogar den Kunden noch gibt, das weiss auch niemand. Irgendjemand, möglicherweise Mark Twain, hat mal gesagt: "Prognosen sind eine schwierige Sache. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen." Dem kann ich nur zustimmen.

[Cranker]

Erstmal Danke für deinen ausführlichen Kommentar!

Was wäre denn dann deiner Meinung nach z.B. für den Kunden relevant?
Marktanteil? Leute, esst Sch****e, Millionen Fliegen können nicht irren!
Was wäre denn aus seiner Sicht die Alternative? TYPO3? Wordpress? Joomla? ...?

Natürlich keine davon

Ob Contao weiterhin die richtige Wahl ist, das musst du in erster Linie dich selbst fragen. Wenn es für dich weiterhin das Werkzeug deiner Wahl ist, dann wirst du Gründe dafür haben. Hast ja auch schon einige genannt.

Natürlich ist es meine Wahl - sonst würde ich nicht damit arbeiten, aber darum geht es ja nicht.
Wenn der Kunde einen WordPress Entwickler fragt, dann kannst du dir denken was der dem Kunden sagt...

Und wenn du damit das erstellen kannst, was der Kunde haben will, dann ist doch eigentlich alles gut. Ich frage meinen Klempner auch nicht, ob seine Rohrzange weiterhin die richtige Wahl ist und ob es diese in 10 Jahren noch zu kaufen geben wird. Er wird hoffentlich wissen, warum er diese verwendet und nicht den Bestseller von Amazon. Wichtig für mich ist, dass er damit umgehen kann und seine Arbeit ordentlich macht.

Augen auf bei der Berufswahl - da wären wir besser mal Klempner geworden

Ok, ist zumindest aus Sicht der meisten Kunden bei einer Website etwas anders. Da herrscht oft die Idee vor, dass die in 10 Jahren durch einen simplen Knopfdruck auf die dann aktuellen Standards und Features gebracht werden kann, wenn man sie nur mit der richtigen Software erstellt. Also genauso einfach und kostenlos, wie man aus einem VW Käfer durch Knopfdruck einen Porsche Cayenne macht.

Die konkrete Frage des Kunden würde ich schlicht mit "ja" beantworten.

Das habe ich schon. Nun geht es nur darum dem Kunden noch ein paar Zeilen Text zu schicken, der das allgemein Verständlich - und auch für die Geschäftsführung nachvollziehbar - erklärt. Die sind in der Materie nicht drin und benötigen lediglich etwas "Sicherheit" das ich nicht ein paar Wochen nach der Fertigstellung der Website mit der Meldung "Das CMS wurde eingestellt, wir müssen uns nach einer Alternative umsehen" komme...

Zumindest wenn ich selbst Contao für das geeignete Werkzeug für die Aufgabe halte. Und was in 10 Jahren tatsächlich ist, weiss keiner. Sagen wir mal so: Der Release-Plan steht schon mal für die nächsten 5 Jahre und Contao 5 ist zumindest in Planung. Es sieht also zumindest nicht danach aus, als ob die Entwickler ans Aufhören denken. Eher im Gegenteil, man tut ja einiges um zukunftssicher aufgestellt zu sein und die Weiterentwicklung zu erleichtern. Für die meisten Entwickler wird die Entwicklung auch kein Selbstzweck sein, sondern man entwickelt sein Werkzeug weiter, damit es noch besser funktioniert, noch flexibler wird und die täglich anfallenden Aufgaben besser, schneller und mit weniger Aufwand bewältigt.

Das sind gute Gründe. Das versuche ich später mal mit den Punkten von webstar zu einer knackigen Liste zu machen.

Trotzdem gehe ich davon aus, dass möglicherweise irgendwann das Ende von Contao kommen wird. Alles hat ein Ende (nur die Wurst hat zwei). Aber wann das sein wird, weiss wie gesagt wohl im Moment noch niemand. Und ob es zu dem Zeitpunkt dann TYPO3, Wordpress, Joomla, ... oder sogar den Kunden noch gibt, das weiss auch niemand. Irgendjemand, möglicherweise Mark Twain, hat mal gesagt: "Prognosen sind eine schwierige Sache. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen." Dem kann ich nur zustimmen.

Und gemeinsam schaffen wir es, das trotzdem leicht aussehen zu lassen!

Danke.

[Cranker]

Eine Zukunftsicherheit gibt es im Prinzip nirgends, auch - oder gerade bei - kommerziellen Systemen.

Für mich spricht für die Zukunftssicherheit von Contao, ist zum einem der Fakt, dass es Open-Source ist. Selbst wenn die Entwickler es einstellen würden, kann es weiter entwickelt werden.

Zum anderen haben sich in den letzten Jahren einige Sachen professionalisiert/verbessert:

• Entwickler-Team ist gewachsen
• Entwicklungsprozess ist professioneller (Pull Requests, Code Reviews, Unit Tests)
• Migration zu Symfony im Gange - perspektivische Ablösung des in die Jahre gekommenen überholten Frameworks
• Contao Association investiert (für ihre Verhältnisse) viel Geld in das Contao-Ökosystem
• Agenturen haben sich auf Contao spezialisiert und haben daher (finanzielles) Interesse an ein Weiterbestehen
• ...

Danke!
Das sind sehr gute Argumente dabei.

[planepix]

David hat schon viele gute Punkte genannt. Garantien sind was für Versicherungen.

Ich stelle den Kunden eine Mitgliedschaft in der Association zur Auswahl; so kann - wenn auch geringe Beträge- er/sie selbst aktiv dazu beitragen, etwas dafür zu tun.

Die Gegenfrage, was denn zur gemeinten, gefühlten Unsicherheit führt, hilft ab und an auch für Ahaeffekte.


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[Cranker]

David hat schon viele gute Punkte genannt. Garantien sind was für Versicherungen.

Ich stelle den Kunden eine Mitgliedschaft in der Association zur Auswahl; so kann - wenn auch geringe Beträge- er/sie selbst aktiv dazu beitragen, etwas dafür zu tun.

Sehr gute Idee

Die Gegenfrage, was denn zur gemeinten, gefühlten Unsicherheit führt, hilft ab und an auch für Ahaeffekte.

Ich glaube die gefühlten Unsicherheit gibt es nicht.

Es ist nur so, das die nun ein paar Euro in die Hand nehmen um für die nächsten Jahre wieder auf einem guten Stand zu sein und daher das aktuelle CMS hinterfragen und hoffen auch zukünftig auf das richtige Pferd dafür zu setzen.

[spotbot2k]

Das habe ich schon. Nun geht es nur darum dem Kunden noch ein paar Zeilen Text zu schicken, der das allgemein Verständlich - und auch für die Geschäftsführung nachvollziehbar - erklärt. Die sind in der Materie nicht drin und benötigen lediglich etwas "Sicherheit" das ich nicht ein paar Wochen nach der Fertigstellung der Website mit der Meldung "Das CMS wurde eingestellt, wir müssen uns nach einer Alternative umsehen" komme...
Danke.

Na zum Thema Sicherheit habe ich noch einen Punkt - offizieller Statement von Wordpress:

Support Policy

WordPress will be backported security updates when possible, but there are no guarantee and no timeframe for older releases. There are no fixed period of support nor Long Term Support (LTS) version such as Ubuntu's. None of these are safe to use, except the latest series, which is actively maintained.¹

Mit Contao ist Support für den LTS 4.4 bis 2020 geplannt²

Für mich klingt es nach einem Argument für Contao

Noch eine Sache kommt dazu - Wordpress 5 ist gerade in Alpha³ und bringt massive änderungen ins Backend, insbesondere für Redakteure. Spätestens dann gilt meine vorherige Aussage über "neues lernen" nicht mehr. Und da werden die es aktualisieren müssen - weil siehe oben, kein Support für ältere Versionen

[BugBuster]

Gegenfrage: Gibt es den Kunden in 10 Jahren noch? Das ist ja bei einigen Themenfeldern nicht mehr so sicher heutzutage.
Absolute Sicherheit gibt es nicht. Aber das wurde ja hier auch schon erwähnt.
Ich gehe mal davon aus.

[Toflar]

Interessante Frage Ich les mal stellvertretend für das Core-Entwicklerteam mit (und beantworte gerne Fragen, falls es welche gibt)

[Samson1964]

In die Zukunft schauen kann niemand. 10 Jahre ist eine lange Zeit. Da kann viel passieren. Bei Contao bin ich optimistisch, das es auch noch in 10 Jahren eine Daseinsberechtigung hat. Falls es da überhaupt noch einen Markt für CMS gibt.

Der Hauptentwickler Leo Feyer scheint immer noch mit demselben Eifer dabei zu sein, wie am Anfang. Und er hat sich damit auch quasi ein berufliches Standbein aufgebaut. Unvorhergesehenes kann aber immer passieren und Leo ist plötzlich nicht mehr in der Lage sich um "sein Kind" zu kümmern. Gibt es dann genug andere engagierte Entwickler, die ihn als Leitwolf ersetzen? Ich glaube ja.

Mein erstes CMS für das ich mich restlos begeistert habe, war phpCMS. Das war etwa 1999. Es ist aber seit Jahren tot und die Website ist seit Wochen/Monaten offline. Im Webarchiv findet man phpcms.de glücklicherweise noch. Hier ein Link zum Erfinder von phpCMS, Michael Brauchl, einem Österreicher. phpCMS war für mich ein geniales System, das ich noch bis 2013 im (Live-)Einsatz hatte, bevor ich auf Contao umstieg. Ich konnte ab 1999 meine ganzen statischen Seiten relativ einfach in phpCMS-Contentdateien umwandeln und konnte die ganze Ordnerstruktur auch beibehalten.

Irgendwann vor 2004 sagte Brauchl tschüss. Er hatte keine Zeit mehr für die Weiterentwicklung. Es fanden sich zwar ein bis zwei Leute, die das Projekt fortführten, doch so richtig weiter ging es nicht mehr. Es lag wohl auch daran das phpCMS ein Nischenprodukt war und es nicht so viele Anwender gab. Das ist zum Glück bei Contao anders, auch wenn Version 4 mit den viel höheren Systemanforderungen nicht gerade zur Akzeptanz beigetragen hat.

Es gibt auch andere Beispiele: So warb epost.de ja mal mit einer lebenslang gültigen E-Mail-Adresse. Ich hatte mir auch eine besorgt. Doch das "lebenslang" war dann doch viel kürzer als vermutet. Nach einigen Monaten (oder waren es sogar 1-2 Jahre?) wurde der Dienst eingestellt.

Oder letztens traf ich bei der Migrierung alter Webseiten auf Videolinks zu MyVideo. Und mußte feststellen, das es dieses Videoportal seit Jahren nicht mehr gibt und alle Videos gelöscht wurden.